Juhu, der Herbst ist da. Der Klang einer kahlen Birkin ist da naheliegend. Und der Tochter ebenselber ist es zu verdanken, dass Air ein neues Album draussen haben. Es heisst 5:55 und ist von Charlotte Gainsbourg.
Es ist ein Feuerwerk klangvoller Namen: Musik: Godin und Dunkel von Air, Arrangement: Hannon von Devine Comedy, Text: Cocker von Pulp, Gesang: Charlotte von Gainsbourg. Das macht erstmal großen Hunger, schührt aber gleichzeitig die Angst vor zu großem Anspruch. Aber die ist unberechtigt. 5:55 kommt als einstündiges Konzeptalbum daher – ein Album über die Nacht und das Morgengrauen. Es bläst wie ein kalter Luftzug durch die Vorhänge (Titeltrack 5:55), summt leise und bedacht wie das einzige Surren des Nachtarbeiters Kühlschrank („The Operation“), tänzelt erst vage und schüchtern wie die ersten Regentropfen („Beauty Mark“) und plattert und platzt dann drammatisch und bedrohlich wie ein nächtliches Sommergewitter („Everything I Cannot See“).
Es passt also. Und zwar alles zusammen. Es sind die ausgefeilten Kleinigkeiten wie das Piano auf zuletzt erwähntem Track, die dezenten Drum Computer und das maschinelle Glockenspiel, es ist die zaghafte Stimme der Gainsbourg und das mal berauschend, mal verrauschte Arrangement der Platte, die sie so zauberhaft macht.
Ein Manko lässt sich nur ausmachen, wenn man dem Album vorwirft, zu perfekt zu sein. Welch Luxus.
Bewertung: 9/10