Von basaler bzw. nasaler Traurigkeit, einem Stück großer Oper und gut versteckter Fröhlichkeit.
Wenn meine Band „The Decemberists“ hieße, würde ich schon konsequent sein und meine Alben strikt und ausschließlich im Dezember veröffentlichen. Aber meine Band heisst nicht Decemberists – was daran liegt, dass ich keine unverwechselbar-nasale Stimme habe und vielleicht auch daran, dass ich gar keine Band habe.
Trotz der terminlichen Dissonanz gilt bei der Band aus Montana wie bei wenigen anderen Gruppen „Nomen est Omen“, denn es ist nach wie vor so, dass ihre Musik sich wohl am besten in den Monaten mit den kürzesten Tagen, oder zumindest in denen mit den „R“s im Namen genießen lässt. Die Bewölktheit bestimmt die Stimmung also auch beim ersten Major-Album der Amerikaner.
Den Kommerz-Vorwurf können sie aber problemlos abwenden. Schwere Brocken wie „When The War Came“ mit den schiefen Saxophonen und dem ruckeligen Anpirschrhytmus oder die kleine 10-Minuten-Operette „The Island Come And See The Landlord’s Daughter“ mit seinem Leierkasten-Schweineorgelsolo und den 5 Tempiwechseln trampeln erfolgreich jeden Sell-Out-Vorwurf tot.
Und trotzdem gibt es dann Songs, die schon vom Namen her klar machen, dass man anders als die Piermont-Kirsche auch zu den helleren Zeiten im Jahr was zu sagen hat. „Summersong“ flötet so harmonisch und brisenhaft daher, dass es eine reine Freude ist.
Eigentlich solle „The Crane Wife“ ein Konzeptalbum werden. Das ist es nicht ganz geworden – und das ist eigentlich auch ganz gut so. Neben ein paar Abzügen in der B-Note für die etwas ruppige Titelfolge und die Ungeschliffenheit in der Album-Dramaturgie, muss man „The Crane“ eigentlich empfehlen – gerade jetzt wo schon fast wieder Dezember ist.
Wertung: 8/10