Die 43. Ausgabe der Spreewelle hat anstandshalber noch auf den glücklichen Ausgang der US-Wahl gewartet. Dabei wäre man auch für das negative Outcome bestens gerüstet – mit dem großartigen „Anti Anti“ der Band der Stunde, Bonaparte aus Berlin. Für die Amerikaner wäre die McCain-Wahl das von Beck besungene „Modern Guilt“ – und auch uns Europäern bliebe nichts anderes übrig, als es TV On The Radio gleichzutun („Crying“). Das erste halbe Dutzend Songs der Oktober-Sammlung verbindet nicht nur diese an den Haaren herbeigezogene Storyline, sondern vor allem ein „Electric Feel“ – nicht mehr so hart und technoratisch wie noch häufig zu Beginn des Jahres, sondern viel differenzierter, viel verspielter. Einer der großen Trends in diesem guten Musikjahr 2008. Die Ting Tings sind da sicherlich ein sehr gutes Beispiel. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass keiner den DJ hängen würde, wenn er deren Album in voller Länge abspielt und sich nen gemütlichen Abend an der Bar macht.
Zur ausgesprochen hohen Frauenquote des Oktobers trägt neben Annie und Tilly And The Wall auch Liebling Lilly Allen bei. Ganz bald gibt’s da auch ein komplett neues Album. Neues und durchaus aufhorchenswertes Material gibt es auch von Tahiti 80, den Kaiser Chiefs und Steeple Remove.
Emsig wie die Ameisen erweisen sich ja auch die Kings Of Leon. Dank ihres grandiosen neuen Albums haben sie sich mit gleich zwei Tracks auf beiden Seiten des Oktobers verewigt. Im beschwingten Midtempo beginnt die 2. Hälfte und hält neben zu Unrecht aus der Mode gekommenen und lang nicht mehr neu erschienenden Rock-Baladen von Ben Folds („Cologne“) und Oasis („I’m Outta Time“) mit Kyte und Televise auch echte Herbstmelancholie bereit. Und für die rechte Balance gibt es schließlich noch einen gezielten Griff ins Archiv (Imogen Heap und Bright Eyes) und in die Trickkiste (Taken By Trees, Fredrik).
Das letzte Kapitel wird dann geklampft. Mit den besseren Kooks (Cajun Dance Party – unbedingt Album kaufen!) und – als kleine Reminiszenz – mit Elliot Smith (der eigentlich genau so heißt wie Maximo Parks Bandleader). Dieser Tage jährt sich dessen Todestag zum fünften Mal. Eine gute Einstimmung auf das fatale Grau, das uns der November schon zu Beginn seiner Amtszeit stolz präsentiert.
Die Tracklist:
CD 1:
Bonaparte – Anti Anti |
CD 2:
Super Furry Animals – Run Away |
Banaparte „Anti Anti“ Es geht um mehr!
TV On The Radio „Crying“ Crazy as we know it.