All The Leaves Are Brown. Das Wetter wird welk. Also ist es Zeit für neue Musik. Und die kommt mit der gewohnten Verspätung auf 2 CDs und 34 Tracks.
Ganz im Sinne der bisherigen 2009er Entwicklungen kommt Spreewelle Ausgabe 54 in gedimmtem Discosound daher. Nur ganz zu Beginn wird strahlermäßig alles aufgerissen was geht. Sogar mit ein bißchen Bitchy Sprechgesang. Mal wieder von Franzosen. Die können das ja – und das Tolle – sie langweilen damit nicht. Die Titelgebung von Yukseks Opener ist überdimensional passend. Wenn Eier haben nicht genug ist, brauchts halt auch mal nen „Extraball“
Instrumentarisch mit ähnlichem Beritt aber vom Feeling her eine ganze Spur melancholischer kommen die folgenden drei Songs daher: Miami Horror und Monarchy dösen verträumt auf Einsen und Nullen. – wir haben ja auch schließlich Herbst. Ein ähnliches Konzept aber mit einer Prise Soul hat Jupiter mit „Mama Used To Say“ im Angebot. Nett, fett, catchy, ohne zu übertreiben.
Untertreiben tun ja von Haus aus The XX. Die sieht ja die gesamte Indie-Peer-Group auf den ersten Plätzen des Jahres 2009. Folgerichtig sind sie auch im Elektro-Mellow-Pack der ersten Seite dabei. Mit einem interessanten Remix von „You’ve Got The Love“. Speeking of Big Things in 2009: Motor FM nennt die jungen Minimalisten gerne in einem Atemzug mit The Big Pink. „Dominos“ kümmert sich mit dem stumpfen, aber nicht minder famosen Refrarain um den Umzug der stilistischen Tonality. Plötzlich sind wir im klassischen Indie-Rock/Pop-Gewässer.
Und an „Dominos“ wird man sich noch lange erinnern. Auch wenn ich schon ein bißchen absehen kann, dass der Track irgendwann auch auf den Sack gehen kann.
Das große Pink muss sich also noch beweisen. Das haben Art Brut schon hinter sich. Die sind im Vergleich ja schon fast alte Hasen. Erfreulich, dass Songs wie „DC Comics And Chocolate Milkshakes“ immer noch so frisch und unbefangen glücklich machen kann. Ganz so mitreißend ist der Interpret „Tom Allalone & The 78s“ nicht. Aber die Lyrics verpflichten den Hobby-Aufleger dazu, „I’m Just The DJ“ in die Sammlung aufzunehmen. Ein Schmunzeln.
Ein Schmunzeln wird zum Kichern, wenn man die Playlist weiter durchgeht. „Uuuh uuuh uuuh“ macht es laut und aufgekratzt bei den Your Twenties. Nun ist man weder jung und aufgekratzt noch irgendwie Zwanzig. Aber der Traum vom „Billionaire“ kann einem keiner nehmen.
Wer da mitgeht, der kann auch noch den nächsten Schritt machen – und muss sich fragen, ob er Mika gut findet. Und wenn man schon so am zweifeln ist, dann kann man sich auch mal fragen, ob man „We Are Golden“ nicht schon einmal irgendwo gehört hat…
hier zum Beispiel:
Die erste Seite geht dann nach so viel überraschenden Frohsinn/Unfug zu Ende mit zwei sehr hörbaren und nie verkehrten Sixtiesverweisen. Paloma Faith mit „Stone Cold Sober“ und The Generationals mit „When They Fight They Fight“.
Deutlich seltener bei der Spreewelle sind Coverversionen geworden. Nichtsdestotrotz lassen sich hier und da immer wieder ein paar neu arrangierte Klassiker finden. Und mit einem solchen geht es auch los, auf Seite 2. Honeyhoney heisst die Band, die zurecht an Smashing Pumkins „1979“ erinnert. Somit wird ein harmonischer, versöhnlicher und zunächst sehr windungsfrei anmutender Herbstweg aufgezeigt. „Es ist Herbst“ ruft dann aber z.B. The National dazwischen. „Slow Show“ aus dem 2007er Boxer ist einer der Songs, die nur in den Monaten 10, 11 und 12 so funktionieren, wie sie angelegt sind.
Wer auf den Geschmack gekommen, kann sich hier noch ein bißchen im Novemvberregen ahlen.
Aber auch Deutschland kann grau. Oliver Koletzki tut das zum Beispiel sehr gut. Zum Beispiel mit „U-Bahn“ – Berlin im Herbst wurde selten so gut vertont:
Groovy Moody gehts dann auch ins letzte Drittel. Fran, La Roux und mal wieder The XX untermalen die süße Melancholie der Jahreszeitenwende.
CD 1: Yuksek Feat. Amanda Blank – Extraball Miami Horror – Sometimes Monarchy – Gold In The Fire (Demo) Jupiter – Mama Used To Say The Postmarks – Goodbye (Tahiti 80 Remix) The XX – You’ve Got The Love Ellie Goulding – Under The Sheets The Big Pink – Dominos Art Brut – DC Comics And Chocolate Milkshake Tom Allalone & The 78’s – I’m Just The DJ Throw Me The Statue – Ancestors Your Twenties – Billionaires Mika – We Are Golden Wake The President – Miss Tierney Cartridge – Chimneys Stood Like Monuments Papermoon – People Were Talking But Now They Are Forgetting Paloma Faith – Stone Cold Sober The Generationals – When They Fight They Fight |
CD 2: Honey Honey – 1979 Harrys Gym – Brother Mein Mio – Wenn wir wüssten (Radio Edit) Why – The Hollows The National – Slow Show Chris Garneau – Over And Over Pete Yorn & Scarlett Johansson – Relator Norah Jones – Chasing Pirates Eastern Conference Champions – Sideways Walking Hero – Funeral March Oliver Koletzki – U-Bahn Oliver Koletzki Feat Fran – Hypnotized (Original Version) La Roux – Cover My Eyes The XX – Heart Skipped A Beat Miike Snow – Silvia The Swell Season – In These Arms |
Photo-Credit: Charly