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Dritter Advent. Zeit für die Spreewelle Ausgabe 56. Offiziell die Novemberausgabe.

Die Fesseln des Grau werden gleich zu Beginn gesprengt. Mit dem Indieliebling des Hip Hop, mit Jamie T nämlich. Der bringt am 15. Dezember sein zweites Album raus, das auf den Namen „Kings and Queens“ hören wird. Wir hören den schwerfällig scheppernden Gruß aus der Küche. „The Mans Machine“ ebnet den Weg für ein noch wesentlich schwerfälligeres Geschoß.

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Jay Z ist der einzige Hipp Hopper, der auf die Spreewelle darf, und zwar so oft er will und immer dann, wenn es allen Grund dazu gibt. „State Of Mind“ ist aller Grund. Lange Zeit in den Billboard Charts an der Spitze. Hip Hop wie er sein soll – und wie ihn nur Jay Z definieren darf. Alicia Keys schwingt sich nach den Rhymes der Strophen in den Refrain – schwül, selbstbewusst und dramatisch. Jedes Mal, wenn der Track auf die Zielgerade einbiegt und für Alicias „In New Yo-hooork“ ausholt, wird der Kopf genickt – Iike it was 1999. Hooray. Danke für den Hip Hop Track des Jahres!

B ohne A sagen geht nicht, das gilt nicht nur für Jamie T und Jay Z, sondern auch für N*E*R*D* und Yoav. Das aktuelle Bandprojekt von Pharell veröffentlichte ihre letzte Platte zwar bereits 2008, aber sein Fistel-Soul steht nun mal un enger Verbindung zu dem sympathischen Yoav, dessen flirrendes „Club Thing“ eine mainstreamige Anmoderation braucht, um verstanden zu werden.

Dann schalten wir, wie so oft in 2009, nach Frankreich. Für leichten 4-to-the-Floor-Disco. Diesmal von den Priors. So luftig klang die Baguette Disco lange nicht mehr – und passt sich ebenso smokt wie die voran gegangenen Duos an Tiesto feat. Tegan And Sara an. Ein leichtfüßiger Hooklineschwangerer Track, der hervorragend überhaupt nicht in den November passt.

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Speaking of Hooklines. Just Jack neue Platte ist nach mehrmaligem Durchgang dann doch ziemlich gut. Das ironische „Goth In The Disco“ klingt nicht neu, nicht aufregend, aber ist einfach zwingend.

Dann wird es aber wirklich mal Zeit für ein wenig Aneckung. Dafür sorgt das kanadische Elektropo-Quartett Dragonette. „Fixin To Thrill“ brät ein fettiges Kotelette und schmeißt noch ein paar Bacon-Scheiben als Sättigungsbeilage in die Pfanne. Das ganze ist Vorgeschmack auf die dieser Tage erscheinende Langspielplatte, die uns wohl noch einige Monate lang begleiten wird.

[audio:http://www.jonmwang.com/media/2009/11/Dragonette – Fixin To Thrill.mp3]

Die Brücke zum Handgemachten bildet dann Miike Snow. State-Of-The-Art-Elektropop mit der Betonung auf Pop. Das selbstbetitelte Album ist eine dringende Kaufempfehlung.

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Die Weltreise geht weiter. Von Schweden nach Australien. Da kommt die Philadelphia Grand Jury her. Das Album heißt „Hope is For Hopers“ – die fetzige gute Laune in 3:30 „The Good News“.

[audio:http://delinquents.chullybun.com/wp-content/uploads/2009/08/Philadelphia-Grand-Jury-The-Good-News.mp3]

Wer sich darüber beschweren sollte, dass die Spreewelle generell zu wenig weibliche Organe kompiliert wird zumindest in diesem Monat wrong geprooft. Keine große Überraschung die Sounds und Gossip – schon traditionell die hitmäßigen Streber des schwachen Geschlechts. Über die stimm- und körpergewaltige Beth Ditto wird zum Jahresabschluss noch genug zu sagen sein. Heute soll vor allem The Sounds eine lobende Erwähnung finden. „Crossing The Rubicon“ erschien ja schon im April, aber irgendwie schaffte erst jetzt die Platte den Weg zu meiner Aufmerksamkeit. Und die ist toll. Scheinbar haben es die Schweden, die übrigens alle vier genau 30 sind, im Blut. Mit traumwandlerischer Sicherheit platzieren sie einen Hit nach dem nächsten. Eines der besten Beispiele: „Home Is Where The Heart Is“. Traurig, mitreißend und mit einer herrlich leicht übersteuerten Bass Drum.

Mehr Frauen? Gerne! Zum Beispiel mit Miss Li (danke Katrin) und mit I Heart Hiroshima. Deren Shakeytown basiert auf einer ganz klitzekleinen rhytmischen Idee. Manchmal reicht das ja aber schon aus:

Sam Isaac und Friska Viljor tragen sich noch in die Liste ein – und fallen damit nicht besonders aus. Klassische Vertreter des Spreewellen-Sounds. Gewohnt routiniert, gewohnt gut. Aber, was bitte macht da Robbie Williams in der Liste? Gute Frage, einfache Antwort: Wenn ein Song wie „Do You Mind“ spontan so viel Spaß macht und das auch noch nach dem sechsten Durchgang funktioniert, sorry, dann muss das auf den Sampler. Und ich prophezeie, dass dieser Track, wenn er denn als Single veröffentlicht werden würde, das kommerziell erfolgreichste Stück des gerade veröffentlichten Albums sein wird.

Wer drauf achtet erkennt das Konzeptartige am Beginn der Seite 2. Die Klavierzupfer auf Grizzly Bears „Two Weeks“ – die haben wir doch schon mal irgendwo gehört! Genau. Jay Z machte dieses Sample einst der breiten Öffentlichkeit bekannt. Grizzly Bear hat daraus einen frohen, leicht zu merkenden Indiesong gemacht, der nicht nur der Musikjournalie in ihren Jahresrückblicken Spaß macht.

Den Kritikerrückhalt hat auch Miike Snow (s.o.) und Danger Mouse And Sparklehouse. Deren experimentelles Album wurde offiziell nie veröffentlicht, zählt aber für viele völlig zu recht zu den Alben des Jahres. Nicht sofort eingängig, aber bestes Handwerk. Und charmant. Ganz so wie „Little Girl“, das in Zusammenarbeit mit Julian Casablancas entstand.

Ein paar Jahre auf dem Buckel, aber trotzdem schön: Monta mit „Reasons“. Klingt erstaunlich nach Phoenix.

Und dann endlich mal ein Song, der wirklich in das Wetter passt. Das kann auch nur jemand machen, der aus Seattle kommt. So wie David Shannon Bazan. „Hard To Be“, ein toller Song, der sich nach eloquentem Aufbau in hypnotischer Art und Weise aufbaut und irgendwann erstrahlt.

[audio:http://h1.ripway.com/bbires/David%20Bazan_01_Hard%20To%20Be.mp3]

Winterzeit ist auch immer ein bisschen Nick Cave-Zeit. Dieses Jahr gibt es das Duett mit Warren Ellis. Bedächtig und elegant markiert „The Rider Song“ als musikalisches gedicht den Mittelpunkt der zweiten Seite.

Nach einem kleinen Ausflug in die stählernd-schöne Elektrolounge mit Walter Sobcek, Bat For Lashes und Röyksopp, mündet die Zusammenstellung in seinen handgemachten Ausklang. Zum Beispiel mit Ed Harcourt, dessen „Something To Live For“ in seiner unglaublich erhlichen Art die kalte Melancholie eines Dezembertages in Töne fasst. Hier übrigens ganz spontan beim SXSW Festival 2008 zwischen Brötchen und Toilette.

Danke fürs Coverfoto: Harald Gögl
Foto-Location: Plänterwald

CD 1:
Jamie T – The Mans Machine
Jay-Z-Empire Feat. Alicia Keys – State Of Mind
N*E*R*D* – Yeah You
Yoav – Club Thing
Priors – What You Need (Hey Champ Remix)
Tiesto – Feel It In My Bones
Just Jack – Goth In The Disco
Dragonette – Fixin To Thrill
Miike Snow – Black Blue
Philadelphia Grand Jury – The Good News
The Sounds – Home Is Where The Heart Is
I Heart Hiroshima – Shakeytown
Robbie Williams – Do You Mind
Free Energy – Dream City
Das Pop – Never Get Enough
Gossip – Love And Let Love
Animal Kingdom – Signs And Wonders
Miss Li – I Heard Of A Girl
Friska Viljor – If I Die Now
Sam Isaac – Fire Fire

CD 2:
Grizzly Bear – Two Weeks
Miike Snow – Song for No One
Danger Mouse And Sparklehorse – Little Girl
Monta – Reasons
David Bazan – Hard To Be
John Mayer – Who Says
Kings Of Convenince – Freedom And Its Owner
Nick Cave And Warren Ellis – The Rider Song
Walter Sobcek – Prom Queen
Bat For Lashes – Daniel
Ro?yksopp – Miss It So Much
Ed Harcourt – Something To Live For
Kings Of Leon – Revelry
Ben Folds – Emaline
Jamie Cullum – Wheels
Big Star – I’m In Love With A Girl
The Guggenheim Grotto – Just Not Just
Gustavo Santaolalla – The Wings