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Alles scheißegal? Könnte man denken anhand der etwas irreführenden Benamsung der aktuellen Spreewelle. Dabei geht es eher um dunkle Materie, im Gegensatz zur normalen Materie. Und um eine erlebenswerte Kunstinstallation in der St. Elisabeth-Kirche, die so genannte Geisterteilchen sicht- und hörbar macht. Hallo, noch jemand da? Okay, dann kümmern wir uns mal um die 40 Picks für den Herbst 2018.

Das Motto

Ist oft so mit Spreewellen, die lange brauchen. Dass sich ein Motto von hinten durch die Brust ins Auge seinen Weg sucht durch das anfängliche Durcheinander des potentiellen Teilnehmerfeldes. In Woche zwei bis drei vor Abgabe klang die gesamte Spreewelle wie ein sehnsuchtsvoller Schluchzer, wie eine endlich-können-wir-wieder-traurige-Musik-hören-Ansammlung. Dabei bin ich der letzte, der das Ende des Endless Summers 2018 herbeigesehnt hat. Und doch: Es gibt eine Jahreszeit für herzzerfetzende Trauerklöße und wutgeballte Soundwände – und das ist eben dieser Herbst, von dem jetzt alle reden. Kurz vor Redaktionsschluss gab es dann noch eine aufsehenerregende Wendung, was das Motto angeht. Plötzlich sind da neun Tracks auf der ersten Seite, die aus Deutschland stammen. Und gerade weil es weltöffentlich eher bergab geht mit dem Image, kommt dieser Schwerpunkt vielleicht gerade ganz gelegen.

Aber wie so oft bei vermeintlichen Mottowellen, ebnet der Spreewelle Signature Sound den Weg in die Kompilation. Ganz undeutsch, nämlich brasilianischer Herkunft sind Das Kope. Ihr Indieelectro-Beitrag heißt „L.A.X.“ und kommt mit einem herrlich schneidigen Groove daher.


Und genau dieser Groove wird im Anschluß von unserem geschätzten Kollegen Roosevelt übernommen. Auf „Lucia“ dängelt meiner Einschätzung nach exakt der selbe Schlagzeugloop im Hintergrund, nur eben (weil es Roosevelt ist) ein wenig tanzbarer, ein wenig massentauglicher. Wie übrigens sein gesamtes zweites Album, das Marius Lauber hoffentlich weltweiten Ruhm bescheren wird.

Ähnliche Wünsche habe ich für Aydo Abay, der schon in frühen Spreewellentagen zum Inventar melodiöser und durchdachter Indiemusik gehörte (damals noch mit seiner Band Blackmail). „I Am The Believer“ ist wohl der größte Hit aus seinem aktuellen Album „Love And Distortion“.

Und ab jetzt schrammelt es. Es schrammelt herrlich unsentimental, es schrammelt ohne an 2005 zu denken, es schrammelt halt einfach. Und es schrammelt aus Deutschland. Zum Beispiel von 1000 Gram, dem sympathischen Septett, das ebenfalls auf eine kleine Spreewellehistorie zurückblicken kann und mit „Daydream“ ein unnachahmlich proberaum-verrauchtes Stück Musik beiträgt, das entfernt an die losgelösten frühen Tage der Kings of Leon erinnert.

Dann zwei Musterschüler frisch aus dem deutschen Indiegymnasium. Zunächst: Die Leoniden, die einen blöden Bandnamen haben, aber ziemlich genau wissen, was sie wollen. Bester Beweis ist die Single „Kids“ aus ihrem neuen Album „Again“. Was anfängt wie ein harmloser Alternative Teenager-Banger zeigt spätestens im Refrain echte Größe und ein richtig gutes Händchen für Arrangements.

Ebenfalls hoch gelobt werden seit gefühlten Ewigkeiten Die Nerven aus Stuttgart (und ja, DAS ist ein guter Bandname). Mir bislang immer zu noisy. Das hat sich geändert mit der aktuellen Single „Niemals“ vom gerade erschienenen Album „Fake“. Tolle Harmonien, wunderbarer Text, einfach großartig.

Auch Drangsal, Tocotronic, I Heart Sharks, Peter Licht und U3000 kommen auf der aktuellen Spreewelle zu Wort. Alle mit komplett neuen Beiträgen für einen erträglichen Herbst. Und bevor sich hier die Akte schließt, möchte ich noch auf drei alte Bekannte mit neuen Verlautbarungen hinweisen: Die Smashing Pumpkins veröffentlichen passend zur Gemüsesaison:

Metric haben endlich wieder einen veritablen Hit fabriziert:

… und Hozier hat neues Material:

Mehr Worte gibt’s heut nicht. Ein Jahrzehnt geht zu Ende und der Urlaub fängt an. Habt Spaß mit der Spreewelle 157!

Coverfoto: Spreewelle

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