Der heimliche Ohrwurm: Ein neues Album der Kategorie peinlicher Liebling…
Ich bin ja der Meinung, das Stück „You Will Be Loved“ hat Maroon 5 ordentlich was verbaut. Es ist ein ganz ganz widerlich klebriges Kaugummi, zäh und süß und mit Farbstoff. Klar, dass sowas bei sämtlichen Formatradiostationen mit begeisterter Freude aufgenommen wird. Und klar, dass jeder, der sich was auf seinen Musikgeschmack einbildet, den Zuckermaronen fortan den Rücken zuwenden musste. Schade hoch zwei: Denn schon auf dem ersten Album „Songs About Jane“ ließ sich durchaus recht innovative Elemente abseits des ganz typischen Mainstream-Sounds vorfinden. „Harder To Breathe“ war so ein Stück.
Jetzt rund drei Jahren sind die Fünf nun mit „It Won’t Be Soon Before Long“ zurück. Und sorgen wieder für den inneren Kampf der Geschmackssicherheit. Eigentlich mag ich die quäkige Stimme von Adam Levine nicht. Was in besagter Radiosingle völlig auf die Sptze getrieben wird, nervt selbst bei den besseren Nummern des ersten Albums.
Das neue Album schafft es, diesen Schönheitsfehler zu vergessen. Denn es ist blitzsauber produziert und traut sich auch – wenigstens ein bißchen – was. Die erste Single „Makes Me Wonder“ macht es vor, „Little Of Your Time“ und „If I Never See Your Face Again“ belegen es. Maroon 5 experimentiert respektlos mit echtem Funk, bereit sich – zwar auf Sichtweite aber immerhin – vom Pop zu entfernen. Erstaunlich ist, dass es ihnen so gut gelingt. Glaubt man zunächst noch auf Anfängerglück, merkt man doch nach und nach, dass da Methode hintersteckt. Da ist dann vor allem das genannte „Little Of Your Time“. Funk in der Definition eines Justin Timberlake, aber bewundernswerter Weise noch straighter. Ohne die Selbstsicherheit, die die Produktion bei jedem Break ausstrahlt, hätte es der Track sehr schwer – v.a. wegen seines unglaublich eingängigen Refrains.
So – und jetzt trau ich mir mal was zu. Die erste Ballade des Albums „Nothing Lasts Forever“ erinnert mich an… Stevie Wonder. Jawohl. Das darf man sagen. Und das ist auch überhaupt nicht schlimm. Denn der Song ist von A bis Z durchdacht – und selbst Mr. Levines Quäkerei fügt sich irgendwie ein. Überraschung, Überraschung.
Abgesehen von eins, zwei Ausrutschern (u.a. „Won’t Go Home“ – ein klares Sequel des zu Beginn angesprochenen „You WIll Be Loved“) muss man doch mal ehrlich sein und sagen: Maroon 5 haben ein beachtenswert gutes Album gemacht.Nicht nur, weil sie ihr neues Album relativ straight einem neuen Stil unterordnen und weil sie scheinbar einen sehr gewieften Produzenten an ihrer Seite haben. Nein, auch weil sie Hits schreiben können. Und das kann nicht jeder.
7 von 10