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So kann’s gehen, wenn man mal einen Monat Pause macht. Für den langsam erlöschenden Juni gibt’s also wieder einen regulären Sampler. Der 51. Und der hält so viele „New Entries“ bereit wie seit langem nicht mehr.

Völlig blank geputzt geht es los in die nächsten 50 – mit dem formidablen Just A Band – Remix von Cicada. Falling Rockets heißt der Track und bonert geflissenlich den Sommer-Dancefloor.

Ebenso funkelnigelnagelneu ist „Messages“ von den vielversprechenden Filthy Dukes. 80s here we come again, aber Minus Selbstironie.

Dann folgen die zur Zeit unvermeidlichen Gossip und die Sounds. Sie passen gut in den Sommer. War es doch zur selben Jahreszeit, da beide Bands 2006 den ersten richtig großen Bumm machten. Vom neuen Gossip-Album hört man gelegentlich, es sei zu sauber. Dem ist neutral zu begegnen, denn ein bißchen stimmt schon, dass hier und da der Schnodder fehlt. „Heavy Cross“, das sich ein stolzen 1:02 Min.-Aufbau gönnt, in dem es nur um Spannungsaufbau geht, aber strotzt so voller originärer Energie, dass der leichte Kommerzvorwurf spurlos am gewaltigen Körper von Beth Ditto abperlt.

Auch Jack Penate legt nach. Sein ein bißchen sehr aufgeregter hippeliger Stil hat – da muss man ehrlich sein – trotz des schönen „Spit At Stars“ doch arg genervt. Und nun kommt der Herr erstaunlicherweise mit einem ganz neuen Stil daher. Sehr erfrischend ist die Visitenkarte „Tonight’s Today“ von seinem dieser Tage erscheinenden neuen Album „Everything Is New“.

Mit Metronomy und Discovery platzieren sich dann im Anschluss zwei sehr quirlig-schräge Elektroschlenzer auf der ersten Seite. Insane in The Membrane, aber äußerst gut.

Und dann stolpert da noch Speech Debelle durch die Gegend. Ja. Das könnte man Hip Hop nennen. Oder auch Sprechgesang. Vielleicht liegt es daran, dass ich neulich ein Jazzmatazz-Konzertplakat gesehen habe. Vielleicht daran, dass der Track auch ohne Refrain einen fröhlich wippen lässt und an die Unbeschwertheit der Jugend erinnert. Sie ist jedenfalls dabei und fügt der ersten Hälfte eine weitere Farbe bei.

Bunt und glücklich – das passt auch auf Plushgun (muss man sich merken, auch wenn „Just Impolite“ am Anfang stark an Postal Service – aber der Refrain…!) und natürlich Phoenix. Lisztomania, mein unterschätzter Track ihres sehr guten letzten Releases.

Bleiben wir mal bei den Neuentdeckungen: Die Kilians schweben schon eine ganze Weile durch die Indieblogs Deutschlands. Man drücke ihnen die Daumen, dass „Hometown“, die neue Single – die widerum an Phoenix „Everything Is Everything“ erinnert – aus dem neuen Album „They Are Calling Your Name“ sich endlich einem breiteren Publikum bekannt machen kann – auf den einschlägigen Festivals kann man sich von ihren Qualitäten überzeugen (das Video zu Hometown gibt’s hier.

Hockey wurde bereits besprochen, Delta Spirit hab ich mit einem Dreiviertel Jahr Verspätung für mich entdeckt. Herzerwärmend und ebenfalls neu neu neu: Director aus Irland – eine zweite 80er-Referenz.

Ein langer Text. Aber dieser Sampler ist voll von guten Sachen (nicht, dass nun gerade das etwas Neues ist). Erwähnt werden muss auch Velojet. Es klingt null danach, aber es kommt aus Österreich. Mich erinnert es eher an eine Mischung aus den Killers und Madsen. Ein Riff, das man so ähnlich auch schon öfter gehört hat. Eine jugendlich-elanvolle Stimme, die mit Absicht nicht jede Note trifft, ein Refrain der einfach trifft – das reicht um „I Follow My Heart“ zu einem der berauschendsten Indiepop-Tracks der letzten Monate zu machen.

Zum Abschluss von Seite 1: Trip mit „River Phoenix“ (Großgewordener Teeniepunk mit netter Hookline „Turns Out He Didn’t Get A Kiss Tonight, Because River Phoenix Died“), die Pet Lions und Kris Sundberg. Ach, und zwischendrin eine Band namens Maximo Park. Vielleicht sollte ich über die mal mehr schreiben.

Erst nur auf besonderem Wunsch, dann aus purer Leidenschaft eröffnet Conor Oberst die CD 2. „Get Well Cards“ ist ein bezauberndes Gute-Laune-Statement, das all die Sonnenstrahlen ersetzt, die uns der metereologisch böse Juni schuldig blieb. In ungewohnt hohem Tempo für eine zweite Seite geht es dann weiter, mit dem launischen Eeels-Tribut „It’s Not Enough“ von Salim Nourallah – auch ein Name, den man sich nur schwer aber trotzdem merken sollte.

Dann wird wieder Hockey gespielt. EIn schönes Arbeitsvermeidungslied, das sich zwangsläufig „Work“ titelt, herrlich dahingroovt und auf unbestimmte Art sommerlich klingt.

Eine Spur elektronisch wird’s dann. Zunächst mit dem bislang besten Cover von „Ever Falling In Love“ – wie immer sind Cover dann gut, wenn sie es schaffen, etwas ganz eigenes zu entwickeln und sich damit dem Vergleich mit dem Original entziehen. Das haben Sportsday Megaphone perfekt gelöst – auch weit besser als vor vier Jahren Nouvelle Vague.

Unter die Haut gehen dann die beiden Tracks von 6pm und einer Band mit dem wenig einschlägigen Namen The XX. Gerade letzteres mit seinem Filigranen Duett-Gesangs-Arrangement klingt schon jetzt wie ein Klassiker.

Starke Frauen – prozentual historisch begründet wenig vertreten bei der Spreewelle – tauchen erwähnenswert mehrmals auf. Einmal die sehr poppige Kerli mit Ihrem „Walking On Air“ – was vorhersehbar aber schön klingt. Und dann natürlich Regina Spector mit dem tollen „Laughing With“ – die Dame habe ich definitiv unterschätzt – ihr neues Album „Far“ erschien offiziell am 23. Juni und gilt schon jetzt als gesetzt für die Top 20 des Jahres 2009.

Ach – und dann noch eine Frau. Allerdings mit Band. Metric – ihr neuer Longplayer sei ebenfalls ans Herz gelegt. Ein langer verlustreicher Kampf führte letztendlich dazu „Gimme Sympathy“ in der Akustik-Version mit aufzunehmen – statt in der stampfenden und doch auch nicht schlechten Bretzel-Bass-Version.

Spreewelle 51 – schön, dass es sie gibt.

CD 1:
Cicada – Falling Rockets (Just A Band Remix)
Filthy Dukes – Messages
Gossip – Heavy Cross
The Sounds – Dorchester Hotel
Jack Penate – Tonight’s Today
Metronomy – A Thing For Me
Discovery – So Insane
Matt And Kim – Daylight
Speech Debelle – The Key
Plushgun – Just Impolite
Phoenix – Lisztomania
Kilians – Hometown
Hockey – Too Fake
Delta Spirit – Streetwalker
Director – Sing It Without A Tune
Velojet – I Follow My Heart
Maximo Park – Let’s Get Clinical
Trip – River Pheonix
Pet Lions – Roman History
Kris Sundberg – The Morning After

CD 2:
Conor Oberst – Get Well Cards
Salim Nourallah – It’s Not Enough
Euologies – Day To Day
Hockey – Work
Sportsday Megaphone – Ever Fallen In Love
Broadcast 2000 – Get Up And Go
6pm – Format U
The XX – Crystalised
Kerli – Walking On Air
Jack Beauregard – Everyone Is Having Fun
Sophia – Storm Clouds
Canoe – Holland 1945
J. Tillman – James Blues
Metric – Gimme Sympathy (Acoustic)
Regina Spektor – Laughing With
Quebec Antique – Right as Rain
The Hidden Cameras – Boys Of Melody
Scott Matthew – Language