… und das Leben geht weiter. Nach der Geburtstagskompilation mit zwar spärlichen, aber dafür herrlichen 20 musikalischen Glückwünschen der Spreewelle Allstars, geht es jetzt wieder im gewohnten Rhythmus in die Vollen, mit kompleter Besetzung im Sinne von 40 Tracks und – eben mit einer stattlichen Portion Rhythmus.
Man kann es eitel nennen, dass Track 1 auf der ersten konventionellen dreistelligen Spreewelle „Daniel“ heißt – oder einfach genial, was noch eitler wäre. Aber es ist nun mal genau die tanzflurbeschwörende Dringlichkeit, die diesen Song ausmacht und die der perfekte Opener für die neue Generation ist. Eine französische Band namens „Deluxe“ mit eingängigem Keyvisual (Schnurbart) kommt irgendwie aus dem absoluten Nichts und brettert frivol und voller Energie in den heißen Herbst. Bislang gibt es nur eine 4-Track-EP und Google weiß auch nur Französisches zu den Banddetails zu berichten. Aber das wird sich ändern.
Weiter im elektronisch-anghehauchtem Hiphop geht’s mit Pharells Beitrag zum Kinofilm „Ich einfach unverbesserlich“. Pharell überhaupt. 2013 war sowas von sein Jahr. Dass „Happy“ dabei nur ungefähr die drittprächtigste Produktion seines diesjährigen Schaffens ist, heißt nichts schlechtes.
Ähnlich kopfstimmig agieren ja ELectric Guest. Die haben auch gerade eine Double-A-Side rausgebracht. „The Jerk“ handelt vom ewigen Grundproblem der Nerds mit Girls (klappt nicht) und bemüht musikalisch dabei eine sehr anregend-beschwingten Minimalismus.
Nach zwei Beiträgen vom zurecht gehypten Verve-Sampler, der die weiblichen Stimmen des Jazz huldigt, muss leider zum wiederholten Male auf Daft Punk zurückgegriffen werden. „Beyond“ aus dem Album „Random Access Memories“ war ja bereits auf der 97. Welle vertreten. Dieser Tage ist mir aber via Earmilk ein ziemlich vortreffliches MashUp unter die Finger gekommen, dass die wiederholte Aufnahme rechtfertigt. Schlauerweise wurde der Daft Punk Track mit Warren G’s „Regulate“ verheiratet.
Daft Punk vs. Warren G – Beyond Regulation
Weniger funky, aber kein bißchen weniger apart dann das Damendoppel, bestehend aus Lorde (ja, die ganze Platte lohnt sich) und Diane Birch.
Der Rock meldet sich erst relativ spät auf der ersten Seite zu Wort. Erwähnenswert bleiben die Kings Of Leon (yes, you can call it Stadionrock „Work On Me“), Benjamin Dunn (kitchiger aber superer Coming-Out-Of-Age-Song „When We Were Young) und Ezra Furman (mit dem zeitlos klingenden „My Zero“).
Die Seite zwei beginnt so wie der erste Track heißt: „Nice And Slow“ – Max Frost hat es leider nur hingekriegt, eine EP zu veröffentlichen. Auf das komplette Album darf man gespannt sein.
Erik Hassle klingt ganz ähnlich. Auch hier geht es um eine exklusiv klingende Mischung aus Soul, Indie und Pop. „Talk About It“ ist einfach elegant.
Aus Brooklyn kommt der letzte Beitrag aus dieser Soundregion. „Wet“ sind zur Zeit unfassbar „Hot“. Bei ihrer aktuellen Single „You’re The Best“ bleibt einem die Spucke weg. Anmut und Grazie.
Die Mündung all dieser sexy Tracks ist dann ein weiteres MashUp. Und zwar ein wahnwitziges. Wer bitte kommt auf die Idee, Phoenix mit Beethoven zu mashen und schließlich mit einer Mickey Rourke Tonspur zu garnieren? Die Antwort: Fissunix & Colatron. Und es war eine sehr gute Idee.
Beethoven vs. Phoenix vs. Mickey Rourke (Fissunix & Colatron) – Moonlight Sonata
Außerdem: Ein unglaubliches Cover von „Girls Just Wanna Have Fun“. Interpretiert von Greg Laswell.
Greg Laswell – Girls Just Wanna Have Fun
Weitere Must Listens auf der zweiten Seite: David Lemaitre, Agnes Obel, Birdy und – zur Versöhnung – Nick Drake.
Tracklist Spreewelle 101 – CD 1
1 Deluxe – Daniel (feat. Youthstar)
2 Pharrell Williams – Happy
3 Electric Guest – The Jerk
4 Ella Fitzgerald – Too Darn Hot (RAC Mix)
5 Sarah Vaughan – Please Mr. Brown (Pontus Winnberg of Miike Snow Remix)
6 Gramatik – Guitar Chop
7 Jungle – The Heat
8 Daft Punk vs. Warren G. (RRod) – Beyond Regulation
9 Diane Birch – Speak A Little Louder
10 Lorde – Tennis Court
11 Holy Ghost! – Changing Of The Guard
12 Milky Chance – Flashed Junk Mind
13 Aloe Blacc – Wake Me Up
14 Kings of Leon – Work on Me
15 Benjamin Dunn & the Animal Orchestra – When We Were Young
16 Ezra Furman – My Zero
17 The Love Language – Heart to Tell
18 Babyshambles – Nothing Comes to Nothing
19 Wild Child – Crazy Bird
20 Vaccines – Last Friday Night (Originally By Katy Perry)
Tracklist Spreewelle 101 – CD 2
1 Max Frost – Nice and Slow
2 Jungle – Lucky I Got What I Want
3 Erik Hassle – Talk About It
4 Wet – You’re the Best
5 Fissunix & Colatron – Moonlight Sonata Mashed (Moonlight Sonata vs Phoenix vs Mickey Rourke)
6 Volcano Choir – Alaskans
7 Bell X1 – Diorama
8 Greg Laswell – Girls Just Want to Have Fun (Cindy Lauper)
9 Jem – Maybe I’m Amazed
10 Agnes Obel – Dorian
11 Thomas Dybdahl – The Sculptor
12 Monta – How Does It Feel
13 David Lemaitre – Spirals
14 Birdy – All About You
15 Clarissa Henson – Islands
16 Josh Rouse – A Lot Like Magic
17 The Chapin Sisters – Shady River
18 Conor Oberst & Gillian Welch – Lua
19 Nick Drake – Northern Sky
20 Rachel Sermanni – I Want You Back (Jackson 5)
Cover-Photo: Charly, Cover-Location: Nordbahnhof