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Das kann auch passieren: Ein Lieblingstrack diktiert die Gangart. Nachdem wir im Juli dem Feelgood-Poolsound zu Genüge gehuldigt haben, kehrt auf der neue Ausgabe der Indierock zurück. Like it was 2005 all over again? Nein. Die 147 ist mehr als ein unbelehrbares Früher-klang-alles-besser.
 

7 Minuten, Baby

Gewaltig, eingängig und politisch, der Opener von LCD Soundsystem. Gleich 7 volle Minuten dauert die bislang (fast) beste Indie-Single des Jahres. Ein lyrisches und musikalisches Meisterwerk. „Call The Police“ von der im September erscheinenden neuen Platte „American Dream“ langweilt in keiner Sekunde. Wer sich gern in Lyrics verliert, sei die Genius.com-Seite des Tracks ans Herz gelegt. In jeder Zeile, in jedem Wort steckt Sinn, finden sich Referenzen, deutet sich eine Finte an. Es kommt sogar „Berlin“ drin vor (bzw. David Bowies Berlin-Escape). Und musikalisch ist der Song ein so einfaches wie originelles Beispiel dafür, dass guter Pop zuallererst aus Wiederholungen bestehen kann, bzw. bestehen muss.
 

 
 

Haltung ist ein deutsches Wort

Politik und Indiepop? Das hat ja grade Konjunktur. Sogar deutsche Bands schicken sich an, fernab von Menschen, Leben, Tanzen, Welt, Stellung zu beziehen. Beachtenswert ist das vor allem dann, wenn man vom Absender bislang eher wenig politisches Engagement – jedenfalls vertont – gewohnt ist. Kettcar sorgten in den letzten Wochen mit ihrer ersten Single seit fünf Jahren für Aufsehen. „Sommer ’89“ schildert die Erlebnisse eines Hamburger Fluchthelfers und kommt mit viel gesprochenem Wort und einem Kettcar-typischen (und damit auch gutem) Refrain daher. Es bleibt natürlich Kettcar. Nicht jeder – und damit ist die 1-Mann-Redaktion hier bei der Spreewelle keine Ausnahme – kann mit dem, sagen wir mal positiv ausgedrückt, getragenen Vortragsstil von Marcus Wiebusch etwas anfangen. Ein bisschen erinnerten mich die ersten Zeilen der Nummer an Clowns und Helden. Aber egal – der Song ist wichtig. Und der Sommer ’89 dauert ja auch nicht 7 Minuten.
 

 

Wat‘ willste machen?

Das gibt mir dann auch Gelegenheit, einen weiteren Track von Maximo Parks sehr gutem Album „Risk To Exist“ unterzubringen. Auf „Make What You Can“ geht es um das in 2017 megapräsente Ärgernis des ventillosen Aufregens: „I’m angry, but I’m not explicit The message was there, but you blinked and you missed it I’m trying not to disengage“. Und genau so klingen auch die bislang veröffentlichten Spreewellen. Entweder 100%ig eskapistisch oder schon fast angestrengt bedeutungsschwanger. Sorry, aber is‘ nicht leicht dieser Tage.
 

 

Ein bisschen Leichtigkeit

… gibt’s dann doch noch. Zum Beispiel von Jon Malkin. Dessen „Bag Into Bag“ verspricht jedenfalls so etwas wie Optimismus. Wenn man sich den Text ansieht, ist das schon wieder nicht ganz so klar. Ziehen wir weiter zu Capital Cities. Die passten ja wunderbar in die Bubble Gum Blase der letzten Welle und erleichtern die 147. Ausgabe mit ihrem rein beziehungsorientierten, flockig-leichtem „Drifting“.
 

 

Schwermut im August

Der August, vor allem der späte, hält immer wieder eine mich jedesmal überraschende Schwermut vor. Das Tiefgrün der Natur verliert an Saftigkeit und tendiert in schwachen Momenten meist ohne Vorwarnung Richtung Tod. Klar, der Herbst ist nicht mehr weit. Mit dem Sommer hat’s auch nicht geklappt. Wer daran zweifelt, sollte sich fragen, warum er um Acht Uhr abends das Wohnzimmerlicht anknipst. Und doch: Der Schwermut, die drohende Vergänglichkeit im eigentlich noch Sommer hat auch etwas inspirierendes. Dieses Gefühl drückt perfekt „Decks Dark“ von der im letzten Jahr erschienenen Radiohead-Platte aus. Ein großes Glück, dass der Netflix Neuling Ozark den Track benutzte, um seine Stimmung zu definieren.
 

 

Großes Gefühle – komplexes Arrangement

Oren Lavie ist den Spreewelle-Hörern seit „Her Morning Elegance“ ein Begriff – alle anderen haben sicher das „Bett-Video“ zur Single gesehen. Jetzt – zehn Jahre später – veröffentlicht der Israeli sein zweites Album, das schlauerweise „Bedroom Crimes“ heißt. Darauf enthalten: Ein Duett mit Vanessa Paradis, das einen ähnlichen Zauber wie seine Debütsingle versprüht, nur ganz anders. Nämlich dunkler – und geheimnisvoller. „Did You Really Say No“ erinnert entfernt an das Nick Cave / Kylie Minogue Duett „Where The Wild Roses Grow“ aus dem Jahre 1996 und hat sich die Platzierung auf der Augustwelle völlig verdient.
 

 
So. Das war die Vorschau. Alle 40 Tracks wie gewohnt zum Rauskopieren und legal herunterladen in der folgenden Playlist. Wir hören uns nach der Sommerpause Ende September wieder. Au revoir!
 
 
Covergestaltung: Spreewelle
Coverlocation: Berlin, Alexanderplatz
 
 

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[unordered_list style=“number“ number_type=“circle_number“ animate=“no“]
  • LCD Soundsystem Call The Police
  • Kettcar Sommer ’89 (Er schnitt Löscher in den Zaun)
  • The Killers Run For Cover
  • British Sea Power Dont Let The Sun Get In The Way
  • Elefant Bokkie
  • Public Service Broadcasting Progress
  • Maxïmo Park Make What You Can
  • The War On Drugs Holding On
  • Benjamin Gibbard What You Do To Me
  • Pool Young Love
  • Max and the Moon Harps
  • SAGE One Last Star
  • Arcade Fire Signs of Life
  • Balthazar Bunker
  • Jon Malkin Bag into Bag
  • Capital Cities Drifting
  • Yael Naim Walk Walk (20syl Remix)
  • Upsahl Can You Hear Me Now
  • Foster The People Sit Next to Me
  • NIHILS Put You Back Together
[/unordered_list]

Seite 2

[unordered_list style=“number“ number_type=“circle_number“ animate=“no“]
  • Mel Torme Right Now (Intro)
  • Foxygen San Francisco
  • Duffy Delayed Devotion
  • The National Carin at the Liquor Store
  • Radiohead Decks Dark
  • Oren Lavie Did You Really Say No ft. Vanessa Paradis
  • King Henry & Rhye Moment
  • Porches Underwater
  • Toro y Moi You and I
  • ANIMA! Pencils
  • Death Cab For Cutie Tiny Vessels (Demo)
  • Iron & Wine Call It Dreaming
  • Angus & Julia Stone Snow
  • Fazerdaze Little Uneasy
  • Greg Laswell Take a Bow
  • Her Swim
  • Lo Moon Loveless
  • HVOB & Winston Marshall Torrid Soul
  • iamforest Structures
  • Fink Cracks Appear
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